Stadtbad Hürth

Stadtbad Hürth

Deutschland 🇩🇪

Besucht: 05/2015

Online: 18.04.2021

Das Schwimmbad Alt-Hürth wurde 1929 von dem Hürther Stadtbaumeister Albert Lüttgenau als städtische Badeanstalt erbaut.
Das seit 1988 unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist seit 2007 ungenutzt.


Ein Investor hat das Gebäude für einen symbolischen Euro erworben. Allerdings kümmert er sich leider nicht um seine Immobilie. Das Gebäude wird sich selbst überlassen und ist, nach knapp 15 Jahren Leerstand fast nur noch eine Ruine.
Vandalen gehen hier ein und aus und auch Obdachlose nutzen es als „Wohnung“.


Im März 2019 drehte Netflix 3 Tage in der Location, um dort Teile der Serie „Die Welle“ zu produzieren.



Adresse: Brabanter Platz 3, 50354 Hürth (NRW)
Architekt: Amtsbaumeister Albert Lüttgenau
Baujahr/ Eröffnung: 1929-1930
Baukosten: 438.824 RM
Badeanstaltstyp: Schwimm- & Reinigungsanstalt
Kombinationsanlagen: Brause- & Wannenbäder; Friseure
Schwimmhallenart: Normalschwimmhalle (9x20m Mehrzweckbecken)
Stadttypus & -größe:  Industrie- & Mittelgemeinde (24.000 Einwohner im Jahr 1930 durch den Zusammenschluss zur Großgemeinde Hürth)
Denkmal: ✓
Istzustand & Nutzung: Leerstand

 

Baugeschichte:

1907 Erwerb des Grundstücks für den Bau von Berufsschule u. Schwimmbad

1927 Beschluss des Gemeinderats Hürth, ein Hallenbad zu errichten sowie die Umgebung angemessen zu gestalten, damit ein ansprechendes Ortsbild entsteht. Die ansässigen Industriebetriebe machten durch die „furchtbare Staubbelästigung“ zudem den Bau einer Badeanstalt dringend erforderlich. Entwurf von Lüttgenau mit einem 10x20m Mehrzweckbecken, Wannen- und Brausebädern

April 1929 Baubeginn nach Neuentwurf mit einem 10x25m Becken. Finanzierung mit Hilfe einer Anleihe, gebildeten Rücklagen sowie laufenden Mitteln der Jahre 1929 und 1930

24. April 1930 Übergabe an die Öffentlichkeit.  27. April 1930 Eröffnungsfeier.

1933/ 34 Nachträgliche Errichtung eines Fahrradschuppens auf Drängen der Badebesucher.hu

2. WK Beschädigungen

10. März 1945 Befehl der amerik. Armee zur Inbetriebnahme

15. Juli 1945 Erlaubnis zur Wiedereröffnung durch die Militärregierung

1950er Beschwerden über eine gemischte Nutzung von Männern und Frauen in Brause- und Wannenbädern

1955 Einrichtung einer Fußdesinfektion

Mitte der 1970er Jahre Schließung und Demontage der Wannenbäderabteilung aus wirtschaftlichen Gründen und Umfunktionierung zu einem
Liege- und Ruheraum.

Anfang 1980er Jahre Einbau einer neuen selbsttragenden Dachkonstruktion über der Schwimmhalle aus Plexiglas infolge der angerosteten Stahlkonstruktion; Anstrich der Wände, Erneuerung der Beleuchtung in der Schwimmhalle und der Heizungsanlage im Keller (Umstellung von Öl auf Fernwärme mit Wärmerückgewinnung)

15. März 1988 Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Hürth (lfd. Nr. 16)

2007 Schließung. Seitdem Leerstand und Beschädigungen infolge von Vandalismus und Witterung, u. a. der Keramikfroschwasserspeier am Brunnen

2014 Geplanter Umbau zum Rehabilitationszentrum ohne Schwimmbecken

 

Lagebeschreibung:

Das Schwimmbad in Alt-Hürth befindet sich auf einem rechteckigen Grundstück (Flur 10, Nr. 4271) u. bildet mit der daneben gelegenen Berufsschule ein kleines städt. Bauensemble. Das Ensemble ist gegenüber der 1894/ 95 errichteten Kirche St. Katharina errichtet und im Zentrum von Alt-Hürth gelegen. Durch eingerichtete Omnibuslinien wurde eine Verkehrsverbindung bis nach Köln geschaffen.


Baubeschreibung:

Freistehendes, zweigeschossiges Bauwerk mit Backsteinfassaden und Sprossenfenstern.
Die symmetrisch gestaltete Hauptfassade ist parallel zur Straße ausgerichtet und in der Straßenbaulinie zurückversetzt, sodass ein begrünter Vorplatz geschaffen werden konnte. Der Eingang ist ins Mauerwerk eingezogen. Im Stufengiebel ist die Aufschrift  uSchwimmbad aus Bronzegroßbuchstaben befindlich. Der Vorbau und die Seitenschiffe der Schwimmhalle sind mit Flachdächern, das Hauptschiff mit Satteldach und verglastem Walmschopf versehen.

Das Bauwerk besteht aus einem eingeschossigen Vorbau und der Schwimmhalle. Im KG liegen die technischen Anlagen, eine Brausebäderabteilung und eine Personalwohnung; im EG Eingangshalle, Kasse, Friseur und eine Wannenbäderabteilung; im OG ein Clubraum. 

 

Schwimmhalle:

Mit den Längsseiten nach Nordwesten/ Südosten ausgerichtete dreischiffige Normalschwimmhalle mit korbbogenförmigen Querrahmenbindern aus Stahlbeton. Die Schwimmhalle wird durch den gläsernen Walmschopf, Oberlichter und Giebelfenster mit Licht durchflutet (Abb. 20. 12). Die Dauerumkleidekabinen liegen im EG im südöstlichen Seitenschiff, die Wechselumkleiden mit Garderobe im OG, beide mit Stiefel- und Barfußgang. Die Reinigungsräume befinden sich an der nordöstlichen Stirnseite und sind mit Brausen ausgestattet.
Darüber im OG liegt die Sammelumkleide für Schüler.


Das klassische 10x25m Mehrzweckbecken (WT 0,8-3,5m) zur getrennten Nutzung von Mann und Frau/ Volksbadnutzung liegt mit der Nichtschwimmerseite zu den offenen Reinigungsräumen und ist mit einer 10m breiten Freitreppe, die von vier Mauerzungen unterteilt wird, Tauchstreifen, Leitern an den Längsseiten, Startblöcken und Sprungbrettern (2x1m u. 1x3m) ausgestattet.
Die umlaufende Zuschauerempore wird auch für Trockenschwimmübungen und Gymnastik genutzt. Neben dem Becken befindet sich ein künstlerisch gestalteter Brunnen mit Keramikfröschen. Außergewöhnlich ist der Zugang zum 3m Sprungbrett über eine Räuberleiter zwischen Schwimmbecken und Empore gelöst.


Quelle: https://kups.ub.uni-koeln.de/6708/1/DissertationRenges.pdf, Dr. Yasmin Renges

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