Tabakinstitut

Tabakinstitut

Rumänien 🇷🇴

Besucht: 10/2024

Online: 17.01.2025

In den 1920er Jahren war der Anbau, die Produktion und der Verkauf von Tabak das wichtigste staatliche Monopol. Fast könnte man sagen, dass der Staat auf den Geschmack gekommen war. Deshalb begann man, auf einem 15 Hektar großen Gelände, mit dem Bau des Versuchsinstituts für Tabakanbau und -fermentation. Man wollte dem Ganzen eine monumentale Atmosphäre verleihen, weshalb man sowohl das Hauptgebäude als auch die beiden Villen links und rechts davon im neo-rumänischen Stil errichtete. Nach drei Jahren Bauzeit ging das Institut 1930 in Betrieb mit dem Ziel, die unterschiedlichsten Tabaksorten zu untersuchen, um schließlich einen Tabak von höchster Qualität zu erhalten. 


Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Rumänien unter den Einfluss der Sowjetunion. Die kommunistische Regierung beschließt dann, aus dem Tabakinstitut, ein Institut für Lebensmittelchemie zu machen. An Stelle von Tabak untersucht man jetzt Milchprodukte, Wurst und Fischkonserven. Das Institut ist nicht wegen seiner Entdeckungen auf dem Gebiet der Ernährungsforschung in Erinnerung, sondern wegen eines Strafverfahrens gegen einen Politiker. 


Mit Hilfe von Staatsangestellten kaufte er das Grundstück und die Gebäude im Jahr 2003 für 100.000 Euro. Der tatsächliche Preis wurde auf 60 Millionen Euro geschätzt. Nach langen Ermittlungen wurde der Politiker angeklagt und wegen Korruption zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und das alte Institutsgebäude beschlagnahmt. Unbewacht fiel das ehemalige Tabakinstitut der Gleichgültigkeit der Behörden zum Opfer und wurde über die Jahre von Vandalen immer weiter zerstört. Mit feuchten Wänden und eingestürzten Decken liegt das symbolische Gebäude der rumänischen Forschung jetzt in Trümmern, sein Ende scheint besiegelt. 


Obwohl es in der Geschichte des Landes eine entscheidende Rolle spielte, erklärten Vertreter des Kultusministeriums, dass das beinahe 100 Jahre alte, historische Bauwerk nicht unter Denkmalschutz steht und den Erben des inhaftierten Politikers steht nun die Möglichkeit offen, es einfach abzureißen.


Da auf dem Gelände Bauarbeiten waren, hatten wir leider nur die Möglichkeit in das Hauptgebäude zu gelangen. Das absolute Highlight ist hier das Treppenhaus. Aber auch die Bibliothek, mit mehreren tausend Fachzeitschriften und Büchern, war sehenswert. Viele der Bücher waren auf deutsch und teilweise über 100 Jahre alt. Allerdings fanden sich dort auch amerikanische Fachzeitschriften und russische Bücher.


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