U-Verlagerung

U-Verlagerung

Tschechien 🇨🇿

Besucht: 02/2023

Online: 14.07.2023

Bereits 1858 wurde mit dem Bau der zweietagigen Kelleranlage begonnen.
Urspünglich war sie als Lager einer Brauerei gebaut worden. Nachdem die Brauerei übernommen wurde, wurde sie 1940 stillgelegt und 1942 dann verkauft. Danach erfolgte, durch Häftlinge des KZ Theresienstadt, der Ausbau, um ab 1944 hier Flugzeugpropeller zu fertigen. Im März 1945 wurde das Werk dann evakuiert, da die Front immer näher rückte.


Die hier gebauten Holzpropeller wurden direkt, neben den Produktionsräumen in speziellen Testkammern, direkt getestet. Die hier beschäftigten Häftlinge erhielten einen Stundenlohn von 55 Pfennig.


Von 1946 bis 1999 wurden die Räumlichkeiten als Kühlkeller genutzt. Hierzu wurde eine Netzersatzanlage (NEA), auch Ersatzstromversorgungsanlage genannt, eingebaut. Hierfür wurde ein großvolumiger SKODa


2006 gab es dann einen größeren Brand auf dem Gelände, der zu erheblichen Beschädigungen führte.



Im Jahr 1941 ordnete die Geheime Staatspolizei (Gestapo) den Einsatz von Gefangenen außerhalb des ortsansässigen Gefängnisses an. Von 1941 bis 1942 bereiteten bis zu 40 Häftlinge die Kellerräume der ehemaligen Brauerei für eine kriegswichtige Produktion vor. Ab 1944 wurde ein neu zusammengestelltes Kommando mit der Herstellung von Holzpropellern für die deutsche Luftwaffe in dem unterirdisch eingerichteten Betrieb beauftragt.

Der unterirdische Verlagerungsbetrieb mit dem Tarnnamen „Albis Werk“ verfügte über zwei Hauptzugänge mit einem eigens angelegten Eisenbahngleis für Normalspur. Es wurde eine massive Rampe bis vor die Portale betoniert und mit Gleisen ausgelegt. Die Hauptproduktion erfolgte in der zweiten Etage. Direkt neben dieser Produktionsstrecke lagen auch die entsprechenden Testkammern. Produktionshallen wie auch die Testkammern haben eine geschätzte durchschnittliche Höhe von bis zu 8m. 


Die Produktionsebenen verliefen über drei Etagen und waren mit je zwei Lastenaufzügen und Treppenhäusern versehen. Eines davon als herrliche Wendeltreppe noch aus den Zeiten der Anfänge des Braubetriebes. Einige Kellerbereiche sind mit einem schwer entzündbaren korkähnlichen Material isoliert. Das lässt darauf schließen das sich hier die Lagerräume für Leime, Öle, Farben, Harze und die Hölzer für die Propellerfertigung befanden. Auch die in diesem Bereich durch Mauern getrennten Gewölbe lassen auf die Lager schließen. Die Produktionshallen und Testkammern sind mit feuerabweisendem Kalkschicht verputzt. Einige noch erhaltene Luftschächte unter den Gewölbebögen sind aus Brettern zusammengenagelt. Der Boden des gesamten Rüstungsbetriebes ist komplett ausbetoniert, Anzeichen für eine Gruben- bzw. Transportbahn auf Gleisen sind nicht zu erkennen. Auf Grund der eben verlaufenden Anlage und des perfekt eingebrachten Betonbodens war allerdings der Transport von der Verladerampe vor der U-Verlagerung mittels Plattenwagen oder ähnlichem in den Untertagebetrieb kein Problem. Original Elektroinstallationen mit den alten Kabelsträngen verlaufen zu einem Großteil noch im Gesamtkomplex des Propellerbetriebes. 



Die Wasserversorgung erfolgte für den Rüstungsbetrieb und die Brauerei durch einen roh ausgehauenen Stollen der zum nahegelegenen Fluss führt. Dieser Stollen wurde allerdings schon mit dem Bau der Kellerräume für den Braubetrieb geschlagen. Von diesem Stollen ausgehend wurde das Wasser zu den Räumlichkeiten gepumpt und entsprechend verteilt.

Am tiefsten Punkt des uralten Gewölbekellers zur flusszugewandten Seite ist noch eine schräge Rampe zum Transport der Bierfässer mittels Lastkahn zu finden. Von hier konnte einst der begehrte Gerstensaft direkt auf die Kähne verladen und verschifft werden. Voraussetzung war natürlich ein günstig stehender Wasserstand. Sicherlich wurden auch auf diesem Weg die benötigten Zuschlagstoffe für das Brauen aufgenommen.



In der Untertage Verlagerung wurde für die Flugzeuge u. a. von Heinkel, Junkers und Messerschmitt Holzpropeller hergestellt. In den Testkammern wurden diese auf Testbänke fixiert und „hochgefahren“. Es wurde Drehgeschwindigkeit, Stabilität, der Luftwiederstand und die Verwirbelung mit speziellen Instrumenten gemessen. Zum messen und darstellen der Luftverwirbelung nahm man beispielsweise Zigarettenpapier in feine Streifen geschnitten. Auf Grund der Leichtigkeit des Papiers konnten umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Luftverwirbelung gesammelt werden. Die Testkammern lagen direkt an der Hauptproduktionsstrecke, den ehemaligen Hauptgängen der alten Brauerei.



Der Anlage ist in drei Etagen aufgeteilt. In der unteren Etage liegen der Sanitärbereich mit WC, Waschraum und Trinkwasserversorgung. Hier begegnen einem noch alte deutsche Inschriften. Ebenfalls auf dieser Ebene befindet sich der Raum für die Stromversorgung mit einem SKODA Dieselmotor.


Teile der Anlage sind zu Luftschutzzwecken teilweise durch Stahlbetonträger verstärkt. Es wurden eigens Luftschutzräume für die gesamte Belegschaft eingerichtet und massiv ausgebaut. Als Büroräume wurden kleinere Zellen, oder Kammern an die Gewölbewände angemauert, die einzelnen Räume jeweils durch eine eingezogene Wand voneinander getrennt. 


Die Tischlerei XXXXXX wurde 1882 gegründet. Die ersten Produkte waren typisch: Holzmöbel und Särge. Im Jahr 1900 wurde das Unternehmen in die Vororte AAAAs verlegt, um als eines der ersten deutschen Unternehmen mit der Produktion von Propellern zu beginnen. Zunächst von Vater Gustav, dann von seinem Sohn Otto (1895-1951) entwickelt, erfüllten Propeller aus Leimholz den Bedarf der deutschen Reichsluftfahrt. Auf Initiative der Söhne Otto und Gustav (junior) errichtete XXXXXX bereits 1917 das weltweit erste Propellerlabor.

Während des Ersten Weltkriegs wurden XXXXXX-Propeller für folgende Motoren verwendet: 

Mercedes 100, Mercedes 120, BMW 185 und höchstwahrscheinlich einige andere.

In der Zwischenkriegszeit arbeitete XXXXXX u. a. an Siemens–Halske (Bramo) SH-14-Motoren; Die XXXXXX Propeller wurden bei der Dornier Do-X, Zeppelin-Luftschiffen, Heinkel HD 21 (1927), Grasmücke RK 96 (1929), Klemm KL 25, KL 26 und Junkers Ju 52 (1932) verwendet. Zu dieser Zeit betrug die Produktionsrate etwa 400 Propeller pro Jahr. Für ihre technischen Lösungen (z. B. Verstellpropeller) erhielten die XXXXXX Propellerwerke mehrere Patente. Im Jahr 1937 beteiligte sich der Hersteller auch am Projekt der ersten Gleitbombenentwicklung.

Der Zweite Weltkrieg brachte einige neue Möglichkeiten und Aufträge. 

Die Liste der Flugzeuge mit eingebautem XXXXXX-Propeller war noch länger: Fi-156 Storch, Arado Ar 196 VI, Arado 95 B, Heinkel He 59, Junkers Ju 87 und Ju 88, Messerschmitt Bf 109 und auch Leichtflugzeuge von Hans Günter Möller. Propeller von XXXXXX wurden auch im Prototyp-Jagdflugzeug der lettischen VEF I-16 verwendet. Auf dem Höhepunkt des Krieges beschäftigte das XXXXXX-Werk in AAAA zusammen mit den Tochtergesellschaften in BBBB und YYYY insgesamt 2.000 bis 3.000 Mitarbeiter. Die tägliche Produktion erreichte damals 50 bis 60 Propeller. Nach der Bombardierung AAAAs im Jahr 1942 musste die Produktion an einen sicheren Ort außerhalb des Wirkungsbereichs der Bombardierung verlagert werden. Gewählt wurde eine ehemalige Brauerei in ZZZZ. Die Fabrik befand sich im ehemaligen Brauereikeller und konnte daher bis Kriegsende nicht zerstört werden.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zogen die Arbeiter nach AAAA zurück. Die Sowjets entfernten jedoch die gesamte Ausrüstung des Unternehmens und brachten sie nach Russland.



Höchstwahrscheinlich wurden viele der XXXXXX-Propeller nach dem Ersten Weltkrieg in Polen eingesetzt. Eine Menge Luftfahrtausrüstung wurde in der Luftschiffhalle von Winiary und auf dem Flughafen Lawica in Posen erbeutet.

Zwischen den beiden Weltkriegen wurden XXXXXX-Propeller gelegentlich auch bei polnischen Flugzeugen eingesetzt. Unter anderem wurden RWD-2-Flugzeuge damit ausgestattet.

Auch im Nachkriegspolen wurden XXXXXX-Propeller in den frühen Entwürfen von LWD im Jahr 1945 verwendet. Es wurde versucht, XXXXXX He 72 Kadett-Propeller mit dem ersten Nachkriegsprototyp des Szpak 2-Flugzeugs (SP-AAA) zu verwenden. Ohne Erfolg.


Seine Heimatstadt, hat dem Gründer einen Gedenkstein gewidmet.


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